Lord of Mountains review @ Powermetal.de 2025
Solider und episch angehauchter Black-Death-Grenzgang.
Eine Death-Metal-Band mit Hang zur orchestralen Theatralik und den lyrischen Themen des BLIND GUARDIAN-Kosmos, so ungefähr könnte man die Berliner MYTHERINE wohl kurz und knapp umschreiben, wenn man der Selbstbeschreibung der 2011 gegründeten Truppe Glauben schenkt. Natürlich müssen wir uns aber nicht nur auf die Angaben des Quintetts verlassen, sondern können uns nach einer längeren Durstrecke, die auf das Debüt "Dawn Of A New Era" aus dem Jahr 2015 folgte und während der nur Singles und die etwas einfallslos betitelte EP "EP 2024" erschienen, nun mit dem Zweitwerk "Lord Of Mountains" selbst ein musikalisches Bild der Jungs machen.
Los geht es dabei mit dem atmosphärischen Intro 'Prologue', das mit schönen akustischen Gitarren, orchestralen Tönen und ein paar gesampelten Chören für ordentlich Spannung sorgt. Ja, schon hier ist herauszuhören, dass natürlich alle Orchester-Instrumente und auch die Chorgesänge aus der Retorte kommen und nicht immer gänzlich überzeugend klingen, aber je nach Genre trägt diese Tatsache ja auch zum Charme der Musik bei. Und damit habe ich schon ein Stichwort eingeworfen, das ich anhand des folgenden 'Firna' sofort aufgreifen möchte. Denn während sich die Berliner selbst als Epic Melodic Death Metal bezeichnen und Kollegen wie SCEPTIC FLESH, WOLFHEART oder das IN FLAMES-Frühwerk als Referenzen ins Feld führen, höre ich beim ersten vollwertigen Song eher symphonisch angehauchten und melodisch ausgeprägten Black Metal, der gerne einmal hinüber nach Gothenburg schielt. Mit dieser musikalischen Prämisse macht der Opener dann auch eine gute Figur, auch wenn mir noch die ganz zwingende melodische Fußnote fehlt, die den Songs so richtig erinnerungswürdig machen könnte.
Da macht der Titelsong im Anschluss schon eine deutlich stimmigere Figur, denn angeführt von einem recht hymnischen Riff wird die Nummer gerade im hinteren Drittel von starker Gitarrenarbeit und einem herrlich prägnanten Bass abgerundet. Schade, dass 'Return Of The Giants' nach diesem zwischenzeitlichen Hoch und einem erneut vielversprechenden Beginn im Mittelteil irgendwie den Faden verliert und mit etwas seltsam umgesetzten Effekten der Gitarre den Hörspaß ein wenig ausbremst. Gleiches geschieht auch mit dem zu lang ausgefallenen Instrumental 'Blackened Skies', das zwar gerade hinten heraus bei den Sechssaitern ganz groß auftrumpft, aber insgesamt irgendwie den Spannungsbogen nicht über die fünf Minuten halten kann. Und auch danach werde ich das Gefühl nicht los, dass der Knoten bei MYTHERINE nie so gänzlich platzt. Dabei sind die Kompositionen nie schlecht, sondern werden handwerklich und auch kompositorisch solide vorgetragen, verharren dabei aber oftmals in gleichbleibendem Tempo und einer ähnlichen Strukturierung, die oftmals etwas zu viel melodisch-epische Last auf die Orchester-Samples ablädt. Ich jedenfalls werde die Sehnsucht nach ein paar richtig starken Lead-Gitarren nicht los, die auch mal das episch-stampfende Grundgerüst der meisten Kompositionen durchbrechen und ein paar langfristige Ohrwürmer auslösen könnten.
Und so bleibt "Lord Of Mountains" für mich eher ein Mittelfeld-Album, das zwar handwerklich und kompositorisch eine kompetente Figur macht und eine mit Potential ausgestatte Band zeigt, bei der in Sachen Songwriting zumindest in meinen Ohren der Knoten aber noch nicht gänzlich geplatzt ist. Hoffen wir, dass das mit dem Nachfolger gelingt, denn eine episch operierende Kapelle im Schnittfeld zwischen Black und Death Metal könnte die hiesige Szene durchaus mal wieder gebrauchen.
Note: 7.00
Redakteur: Tobias Dahs